Warum er dieses Jahr erstmal kein Gemüse und Markt in Schlierbach geben wird & was wir aus den letzten 2 Jahren lernen können

Vor zwei Jahren fuhr ich mit einer Nachbarin in die Pfalz auf den Hengstbacherhof. Wir sprachen im Auto über den neu gegründeten Marktgarten auf dem Hof (mehr dazu: https://stiftunglebensraum.org/mikrofarming-ist-eine-grosse-sache) und das dieser noch ein paar mehr Gemüse-abnehmer gebrauchen konnte. Ob es in Schlierbach Interesse an frische Gemüsekisten geben würde? Solange die Nachbarin sowieso zwischen Schlierbach und den Hof hin und her pendeln würde, könnte sie ja auch gleich das Auto mit Gemüse vollpacken…

Wir verteilten 20 Briefe mit der Einladung sich an einem Gemüsekisten Abo System zu beteiligen. Wenn sich 10 Haushalte finden würden, würden wir starten. Wenige Wochen später war es soweit, mit 11 Abonenntinnen starteten wir in’s Gemüse Jahr.

In 2022 teilten wir den Aufruf auch auf nebenan.de, das war kurz bevor wir in den Urlaub fuhren und ich habe den ersten Urlaubstag mit Nachbarn am Telefon verbracht, weil es so viel Interesse gab. In diesem Jahr kamen jeden Freitag 19 Gemüsekisten auf unserer Auffahrt an, der Großteil wurde abgeholt, der ander Teil mit dem Lastenfahrrad geliefert.

In 2023 endete unser Abenteuer, der Hengstbacherhhof und sein Martkgarten wurden von ein junges Paar übernommen und es pendelt niemand mehr hin- und her nach Schlierbach, so fällt leider leider unsere exzellente Bezugsquelle für frisches Gemüse weg.

Zwei Jahre lang fuhr von Frühling bis in den Herbst hinein jeden Freitag jemand aus der Wohngemeinschaft mit großen Kisten voller Mangold, Salat, Tomaten und Gurken durch die Nachbarschaft. Es war anstrengend (eine Kiste lieferten wir oben am Schlierbachhang 🙂 aber schön und erfüllend diesen direkten Kontakt zwischen Gemüsegärtnerin und Konsumenten zu ermöglichen.

Ob da noch mehr möglich wäre, fragten wir uns und machten uns schlau über das Marktschwärmer Konzept (siehe auch: https://marktschwaermer.de). Kurze Zeit später saßen wir mit dem Gründer der Marktschwärmerei in Rohrbach zusammen.  Wir starteten unseren ersten Versuch als Abholpunkt der Marktschwärmerei in Rohrbach und merkten bald, dass der Weg von Rohrbach nach Schlierbach mit Eier, Kekse und Gemüse im Gepäck nicht leicht zu bewältigen ist. Um eine eigene Schwärmerei zu gründen würden wir erstmal 100 Interessierte brauchen… ein leichtes, dachten wir.

Aber so leicht war es leider nicht. Wir schafften es nur dank unermüdlicher Einsatz einiger gut vernetzter Nachbarinnen. Und als wir dann mit 100 Interessierte Marktschwärmer im Gepäck auf der Suche gingen nach Erzeuger, die uns beliefern wollten, fanden wir viele die es versuchen wollten, aber eine Gemüsebäuer*in war nicht dabei.

Die Kosten zu groß, der Absatz zu klein, hieß es. Nur Direktvermarktung mit solidarischem Abo-Modell ergibt Sinn aus Gemüsebauer*innensicht. Die Marktschwärmerplatform hingegen verlangt 10% Vermittlungsgebühr. Das ist nicht wenig. Und…Gemüse gehört in’s Grundsortiment einer Marktschwärmerei, hieß es aus der Koordinationsstelle in Berlin. So konnten wir nicht loslegen.

Keine Marktschwärmerei also, vielleicht einfach ein anderes Gemüsekisten Abo?

Mit dem gerade frisch gegründeten Martkgarten im Saubad (https://marktgarten-heidelberg.de/blog/) kamen wir ins Gespräch, aber letzendlich entschied sich das Team dort erstmal für andere Abholpunkte und ein Fokus auf Gemüseabo’s ab Feld. Keine Lieferung nach Schlierbach.

Dieses Jahr wird es also kein Gemüse geben.

Aber wenn wir was aus den letzten zwei Jahren lernen können, dann

  • dass es Interesse an frischem Gemüse gibt bei vielen Schlierbacher*innen;
  • dass wir gut vernetzt sind und einander gegenseitig helfen beim Kisten abholen und Rezepte austauschen, z.B. wenn es mal wieder Mairübchen in Massen gibt;
  • dass wir uns gerne einlassen auf solidarische Abo-modellen, die Landwirte ein faires und stabiles Einkommen ermöglichen;
  • dass vielen von uns beschäftigt wo unser Essen herkommt und wer es anbaut;
  • dass wir darauf warten bis endlich ein*e mutige*r Gemüsebauer*in hier in der Nähe durchstartet;

Es wird erstmal keine Marktschwärmerei geben und leider auch keine Gemüsekiste direkt vom Feld, aber trotzdem wage ich zu schreiben; das ist nicht das Ende, es ist erst der Anfang 🙂 Lasst und Geduld haben, die Ohren weiterhin spitzen, den Wind und die Möglichkeiten die er bringt zuhören und schauen, was der nächste Frühling bringt…

Lara

PS Es gibt natürlich schon Gemüse in den Supermärkten. Und es gibt Dirks Biokiste und Frau Müller, die jede Woche durch Schlierbach fahren und liefern. In diesem Artikel geht es um Gemüse direkt ab Feld. Um den kürzesten Weg und den direkten Kontakt zum Erzeuger 🙂